Max Niemeyer Verlag, 1982. — 340 p. — (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie 185).
Dialekt ist ein relationeller Begriff. Wir gehen deshalb davon aus, daß wir es nur dort mit Dialektologie zu tun haben, wo Dialekte als solche, d.h. als Mitglieder einer Familie von Dialekten behandelt werden. Von einer Dialekt-Wissenschaft kann u.E. auch nur dann die Rede sein, wenn man sich nicht darauf beschränkt, Unterschiede zu registrieren, sondern dazu übergeht, diesen von mannigfachen Unterschieden nicht in Frage gestellten Familiencharakter selbst zu begründen. Dies kann nur historisch geschehen. Nachdem die Dialektologie in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts als historisch-vergleichende Disziplin auch in theoretischer Hinsicht eine gewisse Pilotrolle gespielt hatte, hat das Vergessen dieser Wahrheit und der Wunsch, am Prestige der synchronischen Sprachwissenschaft teilzuhaben in den folgenden Jahrzehnten zu einer Identitätskrise der Dialektologie geführt: nacheinander geriet sie in den Sog des Strukturalismus, der Soziolinguistik und der Transformationsgrammatik. Parallel zu ähnlichen Bemühungen von anderen Seiten möchten wir einen bescheidenen Beitrag dazu leisten, die Dialektologie ohne Preisgabe neuer Erkenntnisse aus gewissen Verstrickungen zu befreien (Teil I, 1, 2 und 5) und zu ihren eigentlichen Aufgaben zurückzuführen.